Dieses uralte Fenster mit dem wunderschönen Griff hat mich dazu eingeladen, den Blick in ein leises, weites Kornblumenblau zu malen. Jedes Werk, an dem ich meine Arbeit beginne, hat diesen ersten Moment des Suchens und Nachspürens. Und dann, wenn ich das Bild schon ein bisschen vor meinem inneren Auge sehen kann, beginnt der Weg des Schaffens und viele Fragen öffnen sich, künstlerische Entscheidungen müssen getroffen werden. Ich beschreibe den Schaffensprozess für mich oft so, als wäre es ein Lebensweg. Wir gehen, wir suchen und wir finden, wir müssen Entscheidungen treffen, vielleicht werden wir von einer Vision, einem Traum bewegt. Und doch ist da dieses Leben mit all seinen Zufälligkeiten und die brauchen, dass man auf sie reagiert. Und so lässt sich auch mein künstlerischer Schaffensweg für jedes einzelne Stück beschreiben. Ich wähle aus und treffe eine Entscheidung für das Material, mit dem ich auf meinem Objekt arbeiten möchte. Und doch bleibt vieles unvorhersehbar und offenbart manchmal ganz unerwartet ein spannendes Erscheinungsbild. Und wie im Leben ist es auch hier die Erfahrung, die einem zur Seite steht. Ich habe sehr viel auf meinem künstlerischen Weg durch Erfahrung und durch Versuchen gelernt. Und es ist schön, zu merken, dass ich mich auf dieser spannenden Reise mit jedem einzelnen Kunstwerk von dieser wertvollen Erfahrung begleiten lassen kann.
Hier, auf diesem alten Fenster also, sind es meine Kreidefarben, die sich auf den Holzrahmen schmiegen. Und das Glas ist nun vollkommen bedeckt von einer Collage aus Fragmenten handgeschöpfter Papiere. Auf denen konnte ich dann arbeiten und versuchen, diesen weichen Blick, den ich in dem Fenster von Anfang an gesehen habe, zu finden. Ich habe auf den Papieren gezeichnet, getupft und gemalt. Und am Ende diese Arbeit mit einem matten Lack auf Wasserbasis versiegelt. Dieses Fenster hat nun eine Aufhängung, um als Bildwerk an die Wand gehangen zu werden und möchte den Betrachter träumen lassen von einem Blick auf eine leise, weite Kornblumenwiese im Juni.